"Der Innovationsdruck macht auch vor der Zahnmedizin nicht halt."

Im April eröffnete Dr. Alissa Dreyer ein modernes Zentrum für Kieferorthopädie und Sportzahnmedizin in direkter Nachbarschaft zum LOG-IN Technologiepark. Wir sprachen mit ihr über die Idee, Beweggründe und welchen gesellschaftlichen Wert sie in der Gesundheitsmedizin sieht. Die Wirtschaftsagentur Neumünster verfolgte die Fortschritte Tag für Tag mit.

Wie sind Sie auf diesen Standort aufmerksam geworden?

Einerseits ist es ein ganz persönlicher Faktor. Ich bin in Neumünster aufgewachsen und kenne die Stadt. Ich fühle mich hier sehr wohl. Zum Studium bin ich nach Würzburg gegangen, doch den Kontakt nach Neumünster habe ich nie verloren. Zu diesem sehr subjektiven Faktor gab es auch objektive Faktoren. Für mich spielten die Urbanität, der daraus resultierende potenzielle Kreis der Patient:innen und die Erreichbarkeit mit Auto, ÖPNV, Fahrrad und auch zu Fuß eine große Rolle. Zudem war die Anbindung an die Ausbildungsstätte für Zahntechniker:innen ein Faktor. Aktuell gibt es über 70.000 Zahnmediziner:innen in Deutschland. Das ist eine der größten Gruppen von Fachärzt:innen. Da ist es wichtig, ein hervorragendes Netzwerk für Talente und Fachkräfte zu haben. Und ein bisschen Zufall spielt auch immer mit rein. So gab es gerade eine Immobilie auf dem Markt. Es ist also eine Mischung aus persönlichen Gründen, harten Kriterien und eine Prise Zufall.

Wie verlief der Ansiedlungsprozess?

Das Besondere an der Immobilie ist seine Historie. Mit einem Neubau hätte ich bestimmt andere Erfahrungen gemacht. Doch das kam für mich nicht infrage. Mein erster Kontakt fand mit Herrn Bubach-Bernhardt von der Wirtschaftsagentur statt. Ich habe meine Idee skizziert und meine Vorstellung von der Immobilie umrissen. Wir gingen in der ersten Phase die aktuellen Optionen durch. Die alte Flughafen-Feuerwehr hatte mich schon lange gereizt, vor allem architektonisch. Mit dieser Idee sind wir auf die Stadtverwaltung zugegangen. Dann ging alles recht strukturiert: Bauantrag, technische Machbarkeit, Umweltverträglichkeit. Bei einem medizinischen Vorhaben achtet man zudem, gemeinsam mit den Behörden darauf, wo der dringendste Bedarf ist.

Rückblickend würde ich den Kontakt nicht missen wollen. Die intensiven Gespräche waren entscheidend bei der Umsetzung des Projekts. Ich bin zwar auf meinem Gebiet Expertin, doch in Fragen der Finanzierung, Stadtplanung, Baurecht etc. bin ich dankbar für die fachliche Unterstützung. Ebenso wichtig war die äußerst produktive Zusammenarbeit mit den Handwerkern, sodass auch die Pläne und meine Vorstellungen realisiert wurden. Nun steht das Vorhaben auf solidem Grund und alle Fachdisziplinen ziehen an einem Strang.

Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit dem Standort?

Für mich erfüllt sich ein persönlicher Traum. Aber mit diesem Wunsch verbinden sich selbstverständlich auch Hoffnungen und Erwartungen.  Zum einen ist es mir wichtig, dass die Neumünsteraner eine gute medizinische Versorgung erhalten. Zum anderen schaffe ich langfristig Arbeitsplätze. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine neuen Mitarbeiter:innen hier aus der Böcklersiedlung kommen.

Welche medizinischen Schwerpunkte setzen Sie?

Der Innovationsdruck macht auch vor der Zahnmedizin nicht halt. Hier gab es in dem letzten Jahrzehnt unglaubliche Sprünge. Das Resultat ist, dass wir immer digitaler werden. Als Fachzahnärztin für Kieferorthopädie und Sportzahnärztin verbinde ich innovative Methoden mit aktuellen medizinischen Kenntnissen. Zu eng oder schief stehende Zähne können die Funktion beim Beißen, Sprechen und Kauen sowie die gesamte Mundgesundheit beeinträchtigen – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. In der digitalen Kieferorthopädie werden Zähne hochauflösend gescannt und Modelle sowie Metallarbeiten werden gedruckt. Des Weiteren wird die klassische feste Zahnspange allmählich durch hauchdünne und unsichtbare Kunststoffschienen abgelöst.

Was macht für Sie die Branche „Gesundheitswirtschaft“ insbesondere aus?

Wir erleben aktuell wieder eine neue Phase der medizinischen Neuorientierung. Stand in den letzten Jahren eher eine Priorisierung und Optimierung der Ausgaben im Fokus, so erfahren wir gerade wieder den gesellschaftlichen Wert medizinischer Versorgung und Entwicklung. Die Pandemie hat massiv dazu beigetragen, dass einerseits öffentliches, aber auch privatwirtschaftliches Handeln mehr Dynamik gewinnt. In dem Rahmen spielt der Bereich Mundhygiene eine nicht unwesentliche Rolle. Der Anteil des zahnärztlichen Systems an der Gesundheitswirtschaft liegt bei 25 Milliarden Euro oder rund 10%.  Forschung und Entwicklungen werden auch in diesem Bereich zunehmen. Ich empfinde das ich als ein sehr befriedigendes Arbeitsumfeld. Meine Arbeit, neue Techniken, neue Behandlungsmethoden kann ich jeden Tag erleben. Jeder Euro in medizinische Vorsorge spart zwei Euro gesellschaftliche Kosten.

Wir danken Dr. Alissa Dreyer für das Gespräch.

Ihr Ansprechpartner

Marek Frank

Projektmanager Unternehmensservice

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